Wie können Unternehmen ein Business-IT-Alignment erreichen? Existierende Herausforderungen und Antworten aus der Wissenschaft.
Die IT-Landschaft eines Unternehmens und ihr Bezug zu wichtigen Businessprozessen oder -fähigkeiten wird immer komplexer und verändert sich ständig. Enterprise Architecture Management (EAM) ist zentral für ein zukunftsfähiges Unternehmen – für Großkonzerne genauso wie für kleine und mittelständische Unternehmen. EAM unterstützt beim Verständnis der aktuellen Situation, beim Entwurf von Zukunftsszenarien und bei der Erstellung von Roadmaps, um diese Zukunft zielgerichtet zu erreichen. Ein wichtiges Ziel von EAM ist dabei das Business-IT-Alignment. Aber welche Herausforderungen gibt es bei der operativen Umsetzung des Alignments und wie können diese gelöst werden? Ein Blick in die Wissenschaft gibt hier Antworten.
In der Praxis ist die Ausrichtung der IT an der Business-Strategie eine große Herausforderung
Organisationen und ihre Strategien passen sich konstant neuen Rahmenbedingungen an und die Geschwindigkeit, mit der sie dies tun, wird immer höher. Ein EAM muss diese Veränderungen ebenso mit einbeziehen, weil es nur dann relevante Informationen und Entscheidungsgrundlagen bereitstellen kann. Die Herausforderungen beim Alignment der IT-Strategie mit der Business-Strategie beschreibt eine Studie von 2020 (Kotusev et al. 2020): zum einen ist die Business-Strategie oft vage, wenig stabil, unbekannt (für die IT-Abteilung) oder gänzlich nicht vorhanden. Zum zweiten ist eine existierende Strategie oft nicht oder nur schwierig in der IT umsetzbar. Beispielsweise besteht die Strategie aus finanziellen Einsparungen oder Kennzahlen, die von der IT schwer in konkrete IT-Systeme umgesetzt werden können. Als drittes benötigen bestimmte Strategien oft hoch-spezifische Systeme, die bei Veränderungen in der strategischen Ausrichtung keinen Nutzen mehr liefern, weil sie nicht wiederverwendbar sind.
Der Austausch zwischen Fachbereich und IT ist das zentrale Instrument des Business-IT-Alignments
Die beschriebenen Herausforderungen zeigen, dass man ein erfolgreiches Business-IT-Alignment nicht durch Richtlinien oder starre Prozesse lösen kann. Vielmehr muss der Austausch relevanter Entscheidungsträger im Mittelpunkt des Alignments stehen. Das zentrale Element für ein erfolgreiches Alignment ist die regelmäßige Kommunikation und Kollaboration zwischen Stakeholdern aus Business und IT. Auch die Wissenschaft hat dies erkannt. Eine Studie von 2019 stellt heraus, dass Kommunikation und Kollaboration einerseits den größten Nutzen im EAM liefern – gleichzeitig aber auch die größte Herausforderung in der Umsetzung sind (Banaeianjahromi & Hekkala 2019). Viele Unternehmen haben demnach noch keinen optimalen Weg gefunden, wie der regelmäßige Dialog gestaltet werden sollte.
Augenhöhe, eine gemeinsame Sprache und ansprechende Visualisierung sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Dialog zwischen Business und IT
Auch die Wissenschaft bietet hier keine Vorlage, die eins zu eins in die Praxis übertragen werden kann. Unternehmen müssen die konkrete Ausgestaltung ihres Alignments auf ihre Kultur, ihre Mitarbeitenden und ihre Organisationsstruktur anpassen. Jedoch liefern wissenschaftliche Erkenntnisse Hinweise, welche Rahmenbedingungen einen Dialog zwischen Fachbereich und IT erfolgreich werden lassen (Kurnia et al. 2020):
- Augenhöhe: Da der Fokus beim Alignment auf der Beziehung liegt, muss diese auch im Mittelpunkt stehen. Mitarbeitende aus IT und Business, die in den Dialog gehen, müssen nach einer Partnerschaft auf Augenhöhe streben. Hierbei sollten Hierarchien in den Hintergrund und der Wert des Dialogs in den Vordergrund treten.
- Sprache: IT-Mitarbeitende im Dialog müssen die Strategie, Prozesse und Fähigkeiten des Business verstehen. Nur so können sie wertorientiert und als proaktive Beratende für das Business arbeiten. Genauso müssen auch Mitarbeitende aus den Fachbereichen ein gewisses technologisches Verständnis aufbringen. Eine gemeinsame Sprache und ein Austausch auf Augenhöhe sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Kommunikation. So werden Silo-Denken und Missverständnisse vermieden.
- Visualisierung: Die tatsächliche Gestaltung des Dialogs selbst ist als Erfolgsfaktor ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Unternehmen sollten Diskussionen im luftleeren Raum vermeiden. Visuell ansprechende EA-Modelle wie Capability Maps unterstützen eine zielgerichtete Diskussion.
Die Komponenten einer erfolgreichen Zusammenarbeit erfordern gezwungenermaßen Zeit und Committment von allen Beteiligten. Zum einen muss die IT die Zeit und den Willen haben, das Business zu verstehen. Dies erfordert, dass das Management den Wert erkennt und den Mitarbeitenden die nötigen Freiräume dazu einräumt. Zum anderen muss das Business auch bereit sein, die jeweilige Strategie und Prozesse offen mit der IT zu teilen. Dies benötigt oft einen Wandel in der Kultur und der bisherigen Zusammenarbeit. Dazu ist ein initialer Aufwand nötig, um den Wert eines Dialogs zu demonstrieren und die Beteiligten von einer weiteren und regelmäßigen Zusammenarbeit zu überzeugen.
Zusammenfassend zeigt sich, dass ein regelmäßiger Dialog zwischen Business und IT das Schlüsselelement eines erfolgreichen EAM ist. Dieser Dialog muss auf Augenhöhe stattfinden, die Beteiligten müssen eine gemeinsame Sprache sprechen und visuell ansprechende Modelle sollten den Dialog unterstützen. Mit diesen Bausteinen können Unternehmen ein erfolgreiches EAM gestalten.
(Banaeianjahromi & Hekkala 2019) https://scholarspace.manoa.hawaii.edu/server/api/core/bitstreams/7af0af57-4e49-488a-86b0-94c7a72f1bb6/content
(Kotusev et al. 2020) http://kotusev.com/Can%20Enterprise%20Architecture%20Be%20Based%20on%20the%20Business%20Strategy.pdf
(Kurnia et al. 2020) https://aisel.aisnet.org/cgi/viewcontent.cgi?article=1003&context=ecis2020_rip
Autorin: M. Huber