Digitalisierung. Das Wort ist heute in aller Munde. Es polarisiert: einige predigen das Motto „Digitalisierung oder Untergang“, andere sehen in der Digitalisierung den Untergang und wieder andere halten das ganze Thema für einen Modebegriff, der den Beratungsunternehmen Umsatz bringen soll.
Es besteht also wenig Einigkeit in der Beurteilung des Stellenwerts der Digitalisierung. Dabei hilft auch wenig, dass der Begriff oftmals nur über die mehr oder minder prominenten Beispiele aus dem Silicon Valley erläutert wird. AirBnB, Uber und Co gelten als Inbegriff der Digitalisierung. Doch was bedeutet das Thema genau für Ihr Unternehmen? Was ist zu tun? Die genannten Beispiele helfen hier wenig. Daher möchte ich Ihnen diese Fragen und den Versuch entsprechender Antworten nachfolgend näherbringen.
Was verstehen wir unter Digitalisierung?
Digitalisierung ist kein einheitlicher Begriff, sondern umschreibt verschiedene technologische Trends. Die beiden wesentlichen sind die (drahtlose) Vernetzung sowie neue, schnellere Speichertechnologien; im Zusammenwirken auch bekannt als Big Data.
Diese Trends ermöglichen einzeln und gemeinsam viele neue Lösungen. „Früher“ hatte ein Informationssystem entweder zu wenig Dateninput für bestimmte betriebliche Fragestellungen oder es war bei einem hohen Input und komplexen Berechnungen für viele Aufgaben zu langsam. Jetzt können wir, Dank der Vernetzung vieler Objekte, viele Daten erhalten und diese auch schnell genug verarbeiten. Dadurch werden neue Angebote wie beispielsweise ein überregionales Car-Sharing ermöglicht. Außerdem werden die etablierten Grenzen zwischen Kunden und Lieferanten verändert, da die Vernetzung weniger als früher an den Unternehmensgrenzen Halt macht.
Neben diesen beiden Haupttrends stellen die Entwicklung und zunehmende Verbreitung von 3D-Druck und der Blockchain-Technologie weitere technische Neuerungen dar. Diese etwas weniger umfassenden Neuerungen haben dennoch große Auswirkungen. Der 3D-Druck setzt Anbieter und Kunden in die Lage die Distribution von Gütern erheblich zu verändern. Die Blockchain-Technologie ermöglicht neben dem aktuell etwas „unheimlichen“ digitalen Bezahlen mit Bitcoins vor allem das Verifizieren des Güter- und Leistungsaustausches: digitale Zwillinge und bedingte Verträge geben Anbietern und Kunden effiziente Möglichkeiten ihre Austauschbeziehungen zu organisieren.
Was ist zu tun?
Wie beschrieben ist die Digitalisierung kein einheitliches Thema, sondern umfasst verschiedene technologische Ansätze. Dementsprechend gibt es auch kein Patentrezept zur Digitalisierung des Unternehmens. Es braucht vielmehr eine strukturierte Auseinandersetzung mit der Frage, wie die neuen Technologien die eigene Strategie beeinflussen. Soll mein Unternehmen andere Märkte bedienen? Möchte ich meine Produkte um digitale Komponenten und Dienste erweitern? Werden alte und neue Wettbewerber meine bisherigen Wettbewerbsvorteile angreifen? Welche Potenziale bietet Prozessautomatisierung für mich? Muss sich die Führungskultur im Unternehmen verändern?
Wie gesagt, für keine dieser Fragen gibt es eine Standard-Antwort. Genauso wie es heute noch erfolgreiche Banken ohne Online-Banking Angebot gibt, wird es auch in zehn Jahren erfolgreiche Unternehmen geben, die sich gegenüber heute wenig geändert haben. Nicht alle Unternehmen werden wie Uber oder AirBnB. „Digitalisierung oder Untergang“ ist also nicht zu befürchten. Dies ist jedoch keine Empfehlung den Trend zu ignorieren; die gewählte Strategie muss zum Unternehmen und seinen Fähigkeiten passen. Dabei ist es wichtig ein Gesamtkonzept zu entwickeln und nicht wie es heute in einigen Unternehmen der Fall ist, sich im Klein-Klein einzelner Projekte und Initiativen zu verlieren.
Was hat die IT damit zu tun?
Als Blog für die unternehmerische Führung für die IT stellt sich natürlich auch die Frage, was die IT-Funktion im Unternehmen tun muss oder tun kann, um die Digitalisierung des Unternehmens zu ermöglichen oder zu fördern.
Das erste Handlungsfeld stellt dabei die Entscheidung über den Grad der Digitalisierung des Unternehmens dar. Es existieren in der strategischen Steuerung der IT schon seit Jahrzehnten Methoden, um den strategischen Wert der IT zu analysieren und daraus Steuerungsentscheidungen abzuleiten. Diese gelten gerade auch für die aktuelle Situation. Ein marktorientierter CIO kann mit der Unternehmensleitung anhand dieser Methoden die digitale Ausrichtung des Unternehmens treiben und damit den Mehrwert der Technologie für das Unternehmen steigern.
Das zweite Handlungsfeld liegt in der IT-Funktion selbst. Die Führung der IT muss kritisch hinterfragen, ob die IT einen genügenden Reifegrad aufweist, die Transformation zu bewältigen. Grundvoraussetzung ist die Transparenz über die aktuelle Situation der IT: wo werden welche Systeme im Unternehmen eingesetzt; dies muss auch die Schatten-IT umfassen. Darüber hinaus stehen die strategischen Fragen nach der Kooperation von Fachbereich und IT, dem Beschaffungskonzept, dem IT-Personal und der hinreichenden Standardisierung und Integration der
Unternehmensarchitektur im Mittelpunkt. Natürlich gehört auch die IT-Sicherheit in den Fokus einer solchen Analyse. Schließlich ist auch zu prüfen, ob das Angebot der IT-Funktion differenziert genug ist. Dazu gehören zum Beispiel auch die Fragen, ob die Fachbereiche bei der Adaption neuer Technologien unterstützt werden und ob überhaupt geklärt ist, wie neue Technologien in das Unternehmen gelangen sollen.
Zusammengefasst ist festzuhalten: die Veränderungen sind real und kein Modethema, aber nicht jedes Unternehmen wird digital werden. Daher gilt es bewusste Entscheidungen zur individuellen Ausgestaltung zu treffen. Die genannten Fragen für Unternehmensführung und IT stellen Ansatzpunkte für die Entwicklung einer digitalen IT-Strategie dar, mit denen die Unternehmensverantwortlichen strukturiert das Thema Digitalisierung angehen können.